Was sind die wichtigsten Faktoren beim Thema Klimaschutz? Wer da als Antwort Zement und Beton nennt, erntet immer noch zunächst Stirnrunzeln – liegt aber komplett richtig. Denn allein durch die Tatsache, dass Beton der am meisten genutzte Baustoff der Welt ist, muss allen klar sein: Beton spielt eine tragende Rolle auf dem Weg in die Klimazukunft! Weil das ganz besonders für Österreich gilt, kommt auch dieser Nachricht ein hoher Stellenwert zu: Die österreichische Zementindustrie, die im internationalen Vergleich sowieso bereits zur absoluten Weltspitze zählt, möchte diese Position ausbauen – und bekennt sich zum klaren Ziel der Klimaneutralität.
Zement steht immer wieder im Fokus, wenn es um die Klimazukunft geht. Gerade Österreich macht in diesem Punkt auf sich aufmerksam: Hier wurde – in Kirchdorf – schon vor Jahren das emissionsärmste Zementwerk der Welt eröffnet, hier wurde mit hoher Innovationskraft dafür gesorgt, dass die Energieausnutzung bei der Betonproduktion optimiert wird. Schon 2020 machte Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ), eindeutig klar: „Zementklinker wird in Österreich ausschließlich mit der effizientesten Technologie produziert: in Drehrohröfen mit Zyklonvorwärmer-Anlagen. Die im Prozess anfallende Abwärme kann so wiederverwendet werden und senkt dadurch den Energieverbrauch.”
Zementindustrie: Klima schützen
Da ist es kein Wunder, dass der Tenor der Berichterstattung heute nahezu durchwegs positiv ist – und dass diese Nachricht entsprechend aufgenommen wird: Die österreichische Zementindustrie bekennt sich zur Klimaneutralität. Schon heute brauchen Zement und Beton keine Vergleiche mit anderen Baustoffen zu fürchten, weil das Engagement in puncto Klimaschutzbilanz absolut vorbildlich ist.
Aktuelle Zahlen machen das deutlich: Die besondere CO2-Effizienz der Zementproduktion in Österreich zeigt sich in einem Spitzenwert, der unserer Alpenrepublik zum unumstrittenen WM-Titel verhilft: Bei 0,54 Tonnen CO2 pro Tonne erzeugtem Zement liegt Österreich international an der Spitze. Der Effekt ist eine enorme Einsparung: Allein seit dem Jahr 2005 konnten so im Vergleich zum globalen Durchschnittswert knapp sechs Millionen Tonnen CO2 eingespart werden!
Weltmeister Österreich
„Was wir beim Fußball wohl so schnell nicht schaffen, ist in der Herstellung von Zement gelungen“, freut sich Sebastian Spaun – fügt aber hinzu: „Das war aber erst der Anfang!“ Denn die Zukunft wartet mit bahnbrechenden Technologien auf uns, mit denen sich CO2 abscheiden und stofflich wiederverwerten lässt. So wird es tatsächlich nicht mehr lange dauern, bis Zement und Beton klimaneutral hergestellt werden.
Nachhaltig bauen
„Nachhaltig Bauen gelingt nur, wenn wir heute Weitblick beweisen und klimafitte Baustoffe verwenden, die Generationen überdauern.“
– Sebastian Spaun (VÖZ)
Es sind gerade diese weiteren Senkungen der Emissionen, die sowohl Zement als auch Beton als klimafitten Baustoff prädestinieren – für den Tiefbau ebenso wie für den Hochbau. Dass sich die Bauwelt nach der Pandemie anders präsentieren wird als zuvor, darüber sind sich alle Beteiligten einig. Aber wie? Sebastian Spaun: „Corona hat die Welt verändert und wird Auswirkungen auf die Städte, das Bauen und das Leben haben. Nachhaltig Bauen gelingt nur, wenn wir heute Weitblick beweisen und klimafitte Baustoffe verwenden, die Generationen überdauern und die CO2-Emissionsbilanz insgesamt reduzieren, den Flächenfraß eindämmen und den Menschen eine lebenswerte Umwelt garantieren.“
Zu Beton sieht Spaun dabei keine Alternative – im Gegenteil: „Unsere ambitionierten Klimaschutzziele zwingen uns zu einer Abkehr von der fossilen Energie!“ Und: „Mit dem Baustoff Beton kann dies gelingen, denn Heizen und Kühlen mit Beton funktioniert in Kombination mit Sonnen- und Windenergie völlig CO2-frei.“
Zement ist in Österreich für rund drei Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich – eine geringe Zahl, die viele überrascht und in der Öffentlichkeit leider kaum bekannt ist. Der Verkehr dagegen fällt mit dreißig Prozent ins Gewicht, sogar die Landwirtschaft trägt mit rund zehn Prozent stärker dazu bei als die gesamte Baubranche.
Neben den Vorteilen für die Klimazukunft steht der Baustoff aber noch für weitere Pluspunkte, wie Sebastian Spaun ausführt: „Beton ist ein regionaler Baustoff mit kurzen Transportwegen, kann zu hundert Prozent rezykliert und im Kreislauf geführt werden. Mit ihm bauen wir intelligent in die Höhe wie auch in die Tiefe.“
Beton vor Holz: Boden schützen, Flächenfraß vermeiden!
Auch wenn die Menschen in Österreich seit Beginn der Pandemie eine große Portion Stillstand spüren: Die Baubranche erlebt in Österreich derzeit einen gewaltigen Boom. Für viele Anwendungen ist Holz als Baustoff einfach zu limitiert – insbesondere im Tiefbau ist Holz praktisch überhaupt nicht zu verwenden. Aber auch im Hochbau ist Holz immer auf die Vorteile von Beton angewiesen – sei es beim Brandschutz oder beim Lärmschutz. Dazu kommt: Holz ist in Österreich und in ganz Mitteleuropa insgesamt nur begrenzt verfügbar.
Dennoch wird dem Wald immer mehr Holz entnommen – ein fataler Entwicklungstrend. Davor warnt auch der „erste unabhängige Waldbericht für Österreich“ des WWF, der 2020 viele rote Lampem aufleuchten ließ: Durch die starke Holzentnahme „werden sowohl das Kohlenstoff-Speicherpotenzial als auch die Naturnähe und damit das Biodiversitätspotenzial der Wälder verringert“, so der WWF in seinem Bericht.
Hochbau und Tiefbau: „Nur mit Beton möglich“
Das ungenutzte CO2-Speicherpotenzial der heimischen Wälder ist den Augen des WWF ein wichtiges Argument:„Je höher die Biomasse von Wäldern, also der Vorrat, desto höher ist auch die ausgleichende Wirkung des Waldes auf das Klima“, heißt es im Bericht. Auch Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jürgen Feix, der an der Universität Innsbruck den Arbeitsbereich Massivbau und Brückenbau am Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften leitet, sieht im übermäßigen Abholzen große Gefahren für unsere Klimazukunft: „Den Holzbau so zu forcieren, wie es zur Zeit der Fall ist, ist übertrieben. Dabei werden zum einen bauphysikalische Probleme wie der geringere Schallschutz oder die mangelnde Speicherkapazität bei reinen Holzbauten vernachlässigt“, betont er – und „zum anderen ist der schonende Umgang mit Ressourcen zu hinterfragen, wenn man berücksichtigt, von wo heute Holz importiert wird.“
Beton: perfekter Hybrid-Baustoff
Prof. Feix plädiert daher eindeutig dafür, Baustoffe bestmöglich einzusetzen. Dazu gehört auch ein zweiter Blick – das heißt: Wichtig ist, einen Baustoff auch über den Lebenszyklus zu betrachten. Eine starke Zukunft sieht Prof. Feix daher in der Hybridbauweise: „Neben der Holzverbundbauweise wird ebenso die Vorfertigung an Stellenwert gewinnen“ – womit er auch ein klares Plädoyer sowohl für Betonfertigteile als auch für Transportbeton ausspricht.
Der Waldbericht des WWF sollte aber noch weitere Konsequenzen haben: Es ist höchste Zeit für klare Regelwerke, die eine weitere Zersiedelung einbremsen. Der intensive Bodenverbrauch zerstört wertvolle Natur, Wiesen und Wälder, die als CO2-Ausgleich dringend für den Klimaschutz gebraucht werden. Weiterhin werden in Österreich rund dreizehn Hektar verbaut – täglich. Dabei gibt es eine unmissverständliche nationale Zielsetzung: Der festgelegte Grenzwert beträgt 2,5 Hektar pro Tag.
Um diese Diskrepanz so schnell wie möglich zu beenden, bedarf es einer klaren Bevorzugung der Innenentwicklung. Nur wenn ein „Recycling“ bereits versiegelter Flächen der Ausweitung der Siedlungsfläche gegenübergestellt wird, lässt sich die wertvolle Ressource Boden effizient nutzen. Sebastian Spaun bringt es wieder auf den Punkt: „Dichte heißt das Zauberwort!“