Wie thermische Bauteilaktivierung und klimafitte Außenraum-Gestaltung Österreichs Gemeinden bei der Energiewende und bei der Vorsorge vor Extremwettereignissen unterstützen.
Die Auswirkungen des Klimawandels sind längst in österreichischen Gemeinden spürbar: Immer häufigere Hitzewellen, versiegelte Böden, die keinen Regen mehr aufnehmen können, und überlastete Energiesysteme stellen Städte und Dörfer vor neue Herausforderungen. Doch mit innovativen Ansätzen wie der thermischen Bauteilaktivierung und einer durchdachten Platz- und Wegegestaltung kann Beton dazu beitragen, den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken. Welche Lösungen der Baustoff dafür bereit hält und wo sie im ländlichen Raum bereits erfolgreich zum Einsatz kommen, war Thema des Beton Dialog Österreich-Workshops auf dem Kommunalwirtschaftsforum in Saalfelden im April 2025. Vorstandsvorsitzender Anton Glasmaier und Robert Sam vom Forum Qualitätspflaster diskutierten mit Gemeindeverantwortlichen aus der Steiermark, Oberösterreich, Salzburg und Kärnten.
Thermische Bauteilaktivierung: Beton als Energiespeicher
Ein zentrales Konzept für eine hohe Energieeffizienz von Gebäuden ist die thermische Bauteilaktivierung. Bei dieser Technologie werden Betonbauteile, wie Decken oder Wände, zur Wärme- oder Kältespeicherung genutzt. Wasserführende Rohrsysteme in den Bauteilen ermöglichen es, Gebäude im Sommer zu kühlen und im Winter zu heizen – mit erneuerbarer Energie und hoher Effizienz. Besonders wirksam ist die Kombination mit Wärmepumpen und Geothermie, wodurch CO₂-Emissionen massiv reduziert werden.
Beim Workshop in Saalfelden waren neben der Funktionsweise der Bauteilaktivierung auch folgende Themen gefragt:
- Möglichkeiten für das Nachrüsten dieses Systems: Der nachträgliche Einbau der thermischen Bauteilaktivierung wird derzeit noch erforscht und ist noch nicht zur Marktreife gelangt. Die Branche ist aber bemüht, auch für die Revitalisierung von Gebäuden Lösungen zu entwickeln.
- Anwendungsfälle aus der kommunalen Praxis: Gemeinden wie Perchtoldsdorf oder Lustenau setzen die thermische Bauteilaktivierung bereits erfolgreich in Kindergärten und Gemeindezentren ein. Ein soziales Wohnbauprojekt im niederösterreichischen Wolfsbrunn wurde wissenschaftlich begleitet und zeigt das Potenzial dieser Technologie.
- Anforderungen an öffentliche Gebäude: Für den Neubau stellt die thermische Bauteilaktivierung eine kostengünstige und energieeffiziente Lösung dar, die den Kriterien für die Nachhaltige Beschaffung im Hochbau und den Anforderungen der europäische Energieeffizienz-Richtlinie (EED III) entspricht.
Klimafitte Plätze und Wege mit Beton gestalten
Betonflächen gelten oft als hitzeverstärkend – doch moderne Materialien und kluge Planung widerlegen dieses Vorurteil. Durch helle, reflektierende Oberflächen, sogenannte „Cool Pavements“, kann die Oberflächentemperatur von Wegen und Plätzen um bis zu 10 °C gesenkt werden. Das reduziert die Aufheizung von Siedlungsgebieten deutlich und trägt zur Reduktion urbaner Wärmeinseln bei.
Zudem ermöglichen wasserdurchlässige Betone wie Dränbeton das Versickern von Regenwasser direkt vor Ort – ein entscheidender Vorteil bei Starkregenereignissen, die laut GeoSphere Austria in Österreich seit 1990 um 35 % zugenommen haben.
Beim Kommunalwirtschaftsforum in Saalfelden berichtete Robert Sam vom Schwammstadt-Prinzip, das bereits in Städten wie Attnang-Puchheim, Wiener Neustadt oder Wien erfolgreich angewendet wird. Das Schwammstadtprinzip für Bäume beschreibt ein Konzept der Stadtplanung, bei dem Regenwasser wie von einem Schwamm aufgenommen, gespeichert und bei Bedarf langsam wieder abgegeben wird. Dabei wird der Boden rund um Stadtbäume so gestaltet, dass Wasser versickern kann, statt in die Kanalisation abzufließen. So erhalten Bäume auch in Trockenzeiten genügend Wasser, was ihr Wachstum und ihre Gesundheit fördert – und gleichzeitig wird die städtische Überflutungsgefahr bei Starkregen reduziert.
Fazit
Beton ist längst mehr als nur ein Baustoff. Durch technologische Innovationen wie thermische Bauteilaktivierung und intelligente Gestaltung öffentlicher Räume wird er zum aktiven Instrument der Klimaanpassung. Gemeinden, die heute auf diese Lösungen setzen, schaffen sich einen nachhaltigen Vorsprung in der urbanen Resilienz – leistbar, skalierbar und klimafit.
Weiterführende Informationen:

