Tunnel
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Die nächste Generation im Betonbau

Nadine Preßmair und Mathias Hammerl sind Expert:innen für nachhaltigen Betonbau. Als Gründungsmitglieder der fib (International Federation for Structural Concrete) Austria Young Members Group engagieren sie sich für mehr Bewusstsein und stärkeren Wissenstransfer zum zukunftsfitten Bauen mit Beton. Im Interview mit Beton Dialog Österreich erklären sie, was sie an dem Baustoff fasziniert und warum er aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken ist.

Nadine Preßmair
Nadine Preßmair, Group leader Construction Processes der Abteilung R&D Technology bei DOKA
Mathias Hammerl
Mathias Hammerl, Universitätsassistent am Institut für Hochbau, Holzbau und kreislaufgerechtes Bauen der Universität für Bodenkultur Wien

Wer ist die „fib Austria Young Members Group“?

Die fib Austria Young Members Group ist eine Initiative von jungen Ingenieur:innen und Interessierten des Betonbaus. Unsere Ziele bestehen darin, verschiedene Aspekte des nachhaltigen Betonbaus zu beleuchten, eine Plattform für Bewusstseinseinsbildung und Wissensvermittlung zu nachhaltigem Umgang mit dem Werkstoff Beton zu sein und eine Möglichkeit des Netzwerkens zu bieten. Dies wollen wir durch die Veranstaltung von Events erreichen. Bisher haben wir vier erfolgreiche Events veranstaltet, wie beispielsweise Impulsvorträge oder eine Podiumsdiskussion, wobei wir jedes Mal einen Schwerpunkt auf ein für den nachhaltigen Betonbau relevantes Thema legen.

Wie schaffen Sie es, junge Ingenieur:innen für die „fib Austria Young Members Group“ zu begeistern?

Wir konnten und können für unsere Events immer wieder hochklassige Sprecher:innen gewinnen, welche spannenden Einblicke in Ihre Forschungs- oder Ingenieurprojekte geben und das Thema des nachhaltigen Betonbaus von verschiedensten Blickwinkeln beleuchten. Die Mischung aus interessanten Vorträgen und vor allem der Möglichkeit, sich mit diesen Menschen persönlich auszutauschen, scheint Anreiz zu sein, uns und unseren Events zu folgen. Bei uns sind alle Personen willkommen, die sich für unsere Themen interessieren, und wir wollen diese bewusst zusammenbringen: Sowohl Studierende als auch Leute aus der Wirtschaft, Ingenieur- oder Architekturbüros.

Welchen Stellenwert hat der Baustoff Beton im konstruktiven Ingenieursbau aus Ihrer Sicht?

Einen enorm hohen! Unser Leben wäre ohne Beton in dieser Form nicht möglich, denn man muss stets bedenken, dass Beton nicht nur in Gebäuden für Wohnzwecke verwendet wird. Ein Großteil der Infrastruktur besteht aus Beton. Tunnel und Brücken für den Bahnverkehr, die U-Bahn, also ein wesentlicher Teil unserer öffentlichen Verkehrsmittel ist auf die Verwendung von Beton angewiesen. Es ist also verständlich, dass Beton für einen großen Teil des von Menschen verursachten Materialverbrauchs „verantwortlich“ ist. Das Ziel aller Personen, die sich mit dem Werkstoff Beton beschäftigen, sollte also sein, den Einsatz bestmöglich zu optimieren.

Warum beschäftigen sich junge Ingenieur:innen mit Beton?

Weil es eben ein essenzieller und in vielen Punkten hervorragender Baustoff ist. Außerdem wird aktuell auf verschiedenste Weise daran gearbeitet, den hohen CO2-Ausstoß bei der Herstellung von Beton bzw. Zement zu reduzieren. Gerade deshalb ist es so spannend, mit diesem Werkstoff zu arbeiten und sich laufend über neue Entwicklungen zu informieren – es gibt hier viel Notwendigkeit aber auch Potential, etwas zu bewirken!

Was fasziniert sie an dem Baustoff?

Die Vielfältigkeit. Er ist formbar, er kann für verschiedenste Festigkeitsanforderungen variabel hergestellt werden, er ist langlebig (bei korrekter Verarbeitung) und vor allem ist er in den meisten Fällen sehr lokal verfügbar.

Wie kann Beton auch künftig zum nachhaltigen Bauen beitragen? Wo sehen Sie Herausforderungen, wo Chancen?

Die größte Chance ist eine Reduktion des Verbrauchs. Geht man von einer weiterhin steigenden Bautätigkeit aus, kann diese Reduktion nur durch bedachte Verwendung des Werkstoff Betons erreicht werden. Eine optimierte Tragstruktur und detaillierte Berechnung des tatsächlich erforderlichen Materials ist hier zielführend. Weitere Schrauben, an denen man drehen kann, sind von der Industrie bereits in Angriff genommen, wie beispielsweise Ersatz von energieintensiven Ausgangsstoffen, Optimierung der Herstellungsprozesse, Carbon Capture and Use (Storage).

Was habt ihr als fib Austria Young Members Group demnächst geplant?

Wir befinden uns aktuell mitten in der Planung für ein neues Event, das in der ersten Jahreshälfte 2025 stattfinden soll. Der Arbeitstitel lautet aktuell „Ökologie und Ökonomie – Neubau oder Bestand“. Darüber hinaus freuen wir uns, dass wir unser Kernteam erweitert haben und junge Ingenieur:innen dafür gewinnen konnten, die fib Austria Young Members Group in Zukunft wesentlich mitzugestalten. Für alle Leser:innen: Wir würden uns über euren Besuch auf dem nächsten Event freuen. Folgt uns für weitere Infos gerne auf LinkedIn.

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