3 wien museum medienfuehrung bdoe c thomas poell solid

Revitalisierung mit Beton: BDÖ-Führung im neuen Wien Museum

Am 7. November 2023 organisierte Beton Dialog Österreich eine Medienführung im neuen Wien Museum am Karlsplatz. Bei der nachhaltigen Revitalisierung und Erweiterung des denkmalgeschützten Objekts spielte der Baustoff Beton eine Schlüsselrolle.

Durch das Wien Museum Neu führten die Experten Wolfgang Salcher, stellvertretender Landeskonservator für Wien im Bundesdenkmalamt, Stefan Posch, Projektleiter ARGE Wien Museum Neu in der PORR Bau GmbH, Christof Kunesch, Geschäftsführer der Holcim Beton (Österreich) GmbH, und Georg Wieder, Geschäftsführer der Alfred Trepka GmbH. Im Namen des BDÖ begrüßte Christoph Ressler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog Österreich und Geschäftsführer des Güteverbands Transportbeton alle Anwesenden.

Die ersten Entwürfe für ein Wien Museum am Karlsplatz sind bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden, u. a. auch von Otto Wagner.

Das erste Gebäude des Wien Museums am Karlsplatz nach Plänen von Oswald Haerdtl wurde am 23. April 1959 eröffnet.

2013 wurde entschieden, das Wien Museum am Karlsplatz zu sanieren und durch einen Neubau zu erweitern.

2015 wurde ein internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben – unter 274 Einreichungen siegte der Projektvorschlag von Certov, Winkler+Ruck Architekten aus Graz und Klagenfurt.

Es wurde eine hochwertige Sanierung des denkmalgeschützten Haerdtl-Baus durchgeführt. Durch die Revitalisierung und Erweiterung des ursprünglichen Objekts wurde die Nettonutzfläche von 6.900 auf 12.000 m2 fast verdoppelt.

Der Neubau dockt nicht am alten Gebäude an, sondern wurde ins bisherige Atrium des Museums hineingestellt – eine zentrale Rolle spielt dabei der Baustoff Beton.

Materialtalent Beton

Das Ziel der Sanierung war, Haerdtls Entwurf respektvoll weiterzudenken. Aufwendig und feingliedrig gegossene Betonflächen formen den massiven Körper des Schwebegeschoßes über dem Haerdtl-Bau. Spektakulär und ein Meisterwerk des Betonbaus ist auch das zentrale, „hängende“ Stiegenhaus, welches das Obergeschoß erschließt.

Dabei kommt der gesamte Baukörper gleichsam ohne sichtbare Stützen im Fugengeschoß darunter aus. Die Fassade dieses Geschoßes trägt als Glaskonstruktion nur sich selbst, aber nicht das darüber. Das Geheimnis des Schwebens liegt hier im Ausnutzen der Materialtalente: Beton stützt und trägt die enormen Kräfte durch den Innenhof vertikal ins Erdreich ab. Auskragungen übernimmt der Stahl: Als Zugelement hängt er das gesamte obere Geschoß an den mittleren Betonstützen ab: Vier Hängebänder – sichtbar durch den Raum gespannt – bewältigen die gesamte Last eines Geschoßes und leiten die Kräfte in die Betonstützen im Zentrum des Gebäudes.

Dazu wird die Eigenschaft des Betons als nachhaltiger Energiespeicher effektiv genutzt: Das Objekt ist mit der thermischen Bauteilaktivierung in Kombination mit Geothermie (30 Erdsonden) fürs Heizen und Kühlen ausgestattet.

Spezielle Bretterschalung

Das Besondere des Obergeschoßes ist die Textur des Betons. Die Bretterschalung für die Betonfertigteile lässt im vertikalen Stoß dreieckige Rillen frei und formt so die Gratstruktur in der Oberfläche. Diese wurde anschließend händisch nachbearbeitet, so dass jeder Grat eine eigene handgezeichnete Linie wird. Je nach Sonneneinstrahlung ergibt dies ein wechselndes Licht- und Schattenspiel, welches die schwebende Anmutung des neuen Obergeschoßes verstärkt.

Prägnant wie die Betonverschalung außen sind auch die Sichtbetonwände in der neuen Halle. Die raumbildenden, das Schwebegeschoß tragenden Betonwände, erhalten ihre rau strukturierte Oberfläche durch eine durchgängige, vollflächige Schalung aus sägerauen Holzbrettern. All diese Feinheiten der Baukunst machen den Innenraum zu einer großen Skulptur – und das neue Wien Museum zu einem besonderen, neuen Ort.

Durch die Revitalisierung und Erweiterung des ursprünglichen Baus sind folgende neue Räume im Wien Museum entstanden:

  • zentrale Halle – das Herzstück des neuen Wien Museums (330 m2)
  • Schwebegeschoß (1.200 m2) in Form eines gigantischen Betonkubus für Sonderausstellungen
  • Fugengeschoß (880 m2) mit Ateliers, Veranstaltungszentrum, multifunktionalem Wien-Raum und Café Bar mit Aussichtsterrasse
  • Plaza – neues Zentrum des östlichen Karlsplatzes mit Gastronomie und konsumfreier Zone
  • Pavillon – Empfangshalle und Eingang, Veranstaltungsraum

Das neue Wien Museum am Karlsplatz wird am 6. Dezember 2023 eröffnet.

Statements der Experten

Wolfgang SalcherBundesdenkmalamt, stellvertretender Landeskonservator für Wien
Weiterlesen
„Bestandsobjekte unter Berücksichtigung der heutigen Baunormen umzubauen, verursacht eine weitaus geringere CO2-Belastung als ein Neubau. Die Qualität des Siegerentwurfes liegt auch darin, dass die Erweiterungen das bestehende Gebäude möglichst minimal tangierten. Statisch betrachtet schweben die neuen Obergeschoße über dem ursprünglichen Haerdtl-Bau.“
Karl-Heinz StraussPORR CEO
Weiterlesen
„Das fertig gestellte Wien Museum wirkt, als ob der Neubau über dem Bestandsgebäude ‚schwebt‘. Mit der einzigartigen Bauweise, die diese Konstruktion erfordert, hat die PORR ihr handwerkliches Können und technisches Know-how unter Beweis gestellt. Die Dimensionen und das Gewicht der eingesetzten Materialien und Geräte haben dabei für den Wiener Hochbau neue Maßstäbe gesetzt. Auch im Bereich der Geothermie gehen wir neue Wege: Ein Gebäude dieser Größe mit 30 Erdwärmesonden und Betonkernaktivierung zu kühlen und zu heizen, ist innovativ und nachhaltig.“
Christof KuneschGeschäftsführer, Holcim Beton (Österreich) GmbH
Weiterlesen
„Das neue Wien Museum ist nicht nur architektonisch, sondern auch mit Blick auf Nachhaltigkeit ein Best Practice. Revitalisierung ist das zentrale Zukunftsmodell der Bauwirtschaft. So gelingt es uns, künftig besser mit weniger zu bauen. Beton kann dabei alle seine Vorzüge unter Beweis stellen: die beeindruckende Flexibilität im schwebenden Aufsatzbau, die außergewöhnlich hohe Energie-Effizienz und die markante Verwendung des Weißzements für die ästhetisch präzisen Strukturen. Wir bei Holcim freuen uns sehr, Teil dieses auch international viel beachteten Projekts zu sein, das die vielfältigen Möglichkeiten von Beton zukunftsweisend ausgelotet hat.“
Georg WiederGeschäftsführer, Alfred Trepka GmbH
Weiterlesen
„Von einer filigranen Fassade bis hin zu Innenwänden, die fossilfrei heizen und kühlen: Betonfertigteile wurden im neuen Wien Museum vielfältig eingesetzt. Dieses herausfordernde Bauprojekt zeigt eindrucksvoll, welche Rolle der Baustoff Beton und die Fertigteil-Bauweise für das nachhaltige Bauen der Zukunft haben. Kürzere Bauzeiten sowie eine hohe Präzision und Ausführung können nämlich CO2-Emissionen im Bauprozess wesentlich reduzieren – genau hier liegt das Potenzial von Betonfertigteilen.“
Christoph Resslerstellvertretender Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog Österreich und Geschäftsführer des Güteverbands Transportbeton
Weiterlesen
„Allein schon das Betreten des neuen Wien Museums ist beeindruckend und es verschlägt einem fast die Sprache. Was den Planenden und Ausführenden hier im Einklang von Architektur und Denkmalschutz gelungen ist, ist weit mehr als eine Generalsanierung. Ich gratuliere allen Beteiligten zu dieser herausragenden Leistung und bewundere den Gestaltungsspielraum des Baustoffs Beton, der bei diesem für die Stadt Wien so wichtigen Gebäude voll ausgeschöpft werden konnte.“
Skip to content